Ökologische Dämmstoffe für Fassaden: Materialien, Vorteile und Nachteile

September 9, 2024
Fassaden direkt aus der Natur

Mit ökologischen Dämmstoffen erhält euer Gebäude den Boost für Nachhaltigkeit und Energieeffizienz direkt aus der Natur. Welche Dämmstoffe euch von Kokos bis Stroh und Hanf zur Verfügung stehen.  

Die wichtigsten Fakten zu ökologischen Dämmstoffen auf einen Blick: 

  • Umweltfreundlich: Ökologische Dämmstoffe schonen fossile und mineralische Ressourcen und benötigen oft weniger Energie für Herstellung und Recycling. 
  • Wärmeschutz und Wohnklima: Sie bieten besonders guten Schutz vor sommerlicher Hitze und tragen zu einem hervorragenden Wohnklima bei. 
  • Kosten: Natürliche Dämmstoffe sind häufig teurer als konventionelle Dämmstoffe. 
Übersicht

Was sind ökologische Dämmstoffe? 

Ökologische Dämmstoffe sind umweltfreundliche Alternativen für die Dämmung des Hauses. Im Zuge des erhöhten Umweltbewusstseins und dem Drang zu mehr Nachhaltigkeit stehen dabei immer mehr Dämmstoffe zur Verfügung. 

Die Ökobilanz der Dämmstoffe ist dabei nicht nur von den verwendeten Rohstoffen abhängig, sondern auch von der für die Herstellung benötigte Energie, sowie die erzielte Energieeinsparung und die Treibhausgasemissionen, die beim Transport verursacht werden. Die verschiedenen Naturmaterialien können dafür mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen überzeugen. Daher ist immer je nach Verwendungszweck eine andere Empfehlung gegeben. 

Warum ökologisch dämmen? 

Viele Faktoren sprechen für die Dämmung mit ökologischen Dämmstoffen. Dazu zählen vor allem folgende Punkte: 

  • Umweltschutz & Nachhaltigkeit: Durch die Verwendung natürlicher Ressourcen und nachwachsender Rohstoffe gibt es ein dickes Plus in Punkto Nachhaltigkeit. 
  • Verbesserte Lebensqualität: Ökologische Dämmstoffe verbessern das Raumklima, schützen vor Hitze und sichern eine bessere Luftqualität. 
  • Energieeffizienz: Indem Wärmeverluste minimiert und damit Heiz- und Kühlkosten gesenkt werden, spart ihr enorm viel Energie ein. 

Die Punkte sprechen also klar für die Verwendung ökologischer Dämmstoffe. Aber welche Materialien stehen euch überhaupt zur Auswahl? 

Die besten ökologischen Dämmstoffe für Fassaden 

Im Bereich der ökologischen Dämmstoffe stehen Eigentümer:innen und Bauherr:innen mittlerweile zahlreiche Alternativen zur Verfügung. Wir stellen die wichtigsten Materialien für eine nachhaltige Fassadendämmung inklusive ihrer Besonderheiten vor. 

Zellulose-Dämmung (recyceltes Altpapier) 

Eigenschaften von Zellulose als ökologischer Dämmstoff 

  • Schimmel- und schädlingsresistent: Das Material ist resistent gegen Schimmel und Schädlinge, was für eine lange Haltbarkeit sorgt. 
  • Ökologisch: Zellulose wird aus Altpapier hergestellt, das in großen Mengen verfügbar ist. Der Energieaufwand bei der Herstellung ist gering. 
  • Preis: Zellulose gehört zu den preisgünstigeren ökologischen Dämmstoffen. 

Verarbeitung: 

  • Zur Formgebung in Matten werden Bindemittel wie Harze hinzugefügt. 
  • Bei der Verarbeitung entstehen Feinstäube, die gesundheitlich bedenklich sein können. 

Nachteile: 

  • Fäuleanfälligkeit: Zellulose kann bei unsachgemäßer Verwendung anfällig für Fäule sein. 
  • Brandschutz: Die zugesetzten Brandschutzmittel sind ökologisch oft bedenklich. 
  • Entsorgung: Zellulose ist nicht kompostierbar. 

Technische Daten: 

  • Wärmeleitfähigkeit (WLS): 038 bis 045 
  • Kosten: Lose Schüttung für Geschossdecken (leicht über GEG-Standard): 10 bis 15 Euro pro Quadratmeter. 

Hanf als ökologischer Dämmstoff 

Eigenschaften von Hanf als ökologischer Dämmstoff 

  • Dämmwerte und andere Eigenschaften: Von den hervorragenden Dämmwerten über die Atmungsaktivität bis zur Schalldämmung verbindet Hanf als ökologischer Dämmstoff verschiedenste wichtige Eigenschaften. 
  • Kompostierbarkeit: Zellulose wird aus Altpapier hergestellt, das in großen Mengen verfügbar ist. Der Energieaufwand bei der Herstellung ist gering. 
  • CO²-neutrale Herstellung: Bei der Produktion einer Dämmung mit Hanffasern wird so viel CO² absorbiert wie erzeugt. Dadurch gehört es zu den nachhaltigsten Dämmstoffen auf dem Markt. 
  • Preis: Hanf gehört zu den mittelpreisigen ökologischen Dämmstoffen. 

Verarbeitung: 

  • Bei der Verarbeitung wird das gesamte Hanfstroh genutzt, was den Abfall minimiert und die Effizienz erhöht. 
  • Zur Herstellung der Dämmatten werden Hanffasern meist mit Kunststofffasern wie Polyethylen gemischt. 

Nachteile: 

  • Brandschutz: Erst mit zusätzlichen Flammschutzmitteln wie Borsalze, Ammoniumphosphat oder Soda erfüllen Hanffasern die Brandschutzklassen. 
  • Einschränkung: Hanffasern eignen sich nicht für eine Perimeterdämmung oder andere technische Dämmungen. 

Technische Daten: 

  • Wärmeleitfähigkeit (WLS): 0,039 – 0,047 W/mK 
  • Kosten: Ohne Einbau: 33 – 53€ pro Quadratmeter 

Schilfrohr-Dämmung  

Eigenschaften von Schilfrohr als ökologischer Dämmstoff 

  • Wärmekapazität: Dank der hohen spezifischen Wärmekapazität verhindert Schilf, dass Sommerhitze das Innere des Hauses zu schnell aufheizt. 
  • Langlebigkeit: Schilf verfügt über eine erhöhte Resistenz gegen Pilze, Fäulnis und Schimmel und gilt daher als langlebiger Dämmstoff. 
  • Gesundheitlich unbedenklich: Auch im Einsatz kann Schilfohr als Dämmstoff als hundertprozentig natürlicher Stoff überzeugen. 

Verarbeitung: 

  • Schilfrohre werden mit Drähten zu einer Platte verbunden – es werden somit keine chemischen Zusätze verwendet. 
  • Eine Imprägnung ist bei der Produktion von Schilf als Dämmstoff nicht benötigt, da Schilfrohr selbst über einen hohen Silikatgehalt verfügt. 

Nachteile: 

  • Hohe Wärmeleitfähigkeit: Mit einer Wärmeleitfähigkeit von durchschnittlich 0,065 W/mK hat Schilf eine vergleichsweise hohe Wärmeleitfähigkeit. 
  • Hohes Eigengewicht: Schilf verfügt im Vergleich über ein hohes Eigengewicht, die bezüglich der Statik des Gebäudes berücksichtigt werden muss. 

Technische Daten: 

  • Wärmeleitfähigkeit (WLS): 0,055-0,065 W/mK 
  • Kosten: 10-20€ pro Quadratmeter

Seegras-Dämmung 

Eigenschaften von Schilfrohr als ökologischer Dämmstoff 

  • Nachhaltigkeit: Seegras wächst und gedeiht auch ohne Düngemittel oder Pestizide und wird häufig als Abfallprodukt an Meeresküsten gesammelt. 
  • Natürlicher Brandschutz: Da Seegras über eine hohe Menge an Kieselsäure verfügt, werden keine zusätzlichen chemischen Flammschutzmittel benötigt. 
  • Feuchtigkeitsregulierung: Seegras nimmt Feuchtigkeit gut auf und gibt sie wieder ab, ohne die dämmenden Eigenschaften zu verlieren. Pluspunkt für ein gesundes Raumklima und geringeres Schimmel-Risiko. 
  • Dämmwerte: Dank guter Dämmwerte ist Seegras in diesem Punkt sogar mit herkömmlichen Dämmstoffen vergleichbar und trägt somit effektiv zur Energieeinsparung bei. 

Verarbeitung: 

  • Als Neptunbälle wird Seegras an Stränden gesammelt, anschließend folgt die mechanische Zerkleinerung und die Aussiebung des Sands. 
  • Bei der Herstellung werden keine weiteren Zusätze verarbeitet. 

Nachteile: 

  • Preis: Mit einer Preisspanne von 38-43€ pro Quadratmeter ist Seegras als Dämmstoff verhältnismäßig kostenintensiv. 

Technische Daten: 

  • Wärmeleitfähigkeit (WLS): 0,043 – 0,045 W/mK 
  • Kosten: 38-43 € pro Quadratmeter

Stroh-Dämmung 

Eigenschaften von Stroh als ökologischer Dämmstoff 

  • Dämmeigenschaften: Mit guten Dämmeigenschaften und einem guten sommerliche Hitzeschutz überzeugt Stroh als Dämmstoff in den wichtigsten Eigenschaften. 
  • Preis: Da Stroh als landwirtschaftliches Nebenprodukt sowohl regional als auch in hohem Maß verfügbar ist, sind die Preise für den Dämmstoff sehr gering. 
  • Feuchtigkeitsregulierung: Auch Stroh nimmt Feuchtigkeit gut auf und gibt sie wieder ab, ohne die dämmenden Eigenschaften zu verlieren.  
  • Schallschutz: Dank der hohen Rohdichte von Stroh weist die Stroh-Dämmung einen überdurchschnittlich guten Schallschutz auf. 

Verarbeitung: 

  • Die Herstellung von Stroh als Dämmstoff ist ökologisch nachhaltig: Stroh-Dämmungen werden dabei aus Roggen, Weizen, Hafer oder Gerste hergestellt, wobei Stroh als Nebenprodukt der Kornernte entsteht. 
  • Für die Herstellung werden keine Bindemittel oder chemische Zusatzstoffe verwendet – Stroh ist damit für die ökologische Dämmung bestens geeignet. 

Nachteile: 

  • Brandschutz: Stroh verfügt lediglich über mittleren Brandschutz der Baustoffklasse E und ist damit normal entflammbar. 

Technische Daten: 

  • Wärmeleitfähigkeit (WLS): 0,043 – 0,52 W/mK 
  • Kosten: 10-15 € pro Quadratmeter 

Holzfaser-Dämmung 

Eigenschaften von Holzfasern als ökologischer Dämmstoff 

  • Wohngesundheit: Holzfasern sorgen dank ihrer Dämmeigenschaften für ein baubiologisch wohngesundes Raumklima und sind zusätzlich klimaregulierend. 
  • Flexibilität: Dämmplatten aus Holzfasern lassen sich zwischen begrenzende Bauteile klemmen und sich zudem individuell zuschneiden. Gleichzeitig ist eine Holzfaserdämmung vielseitig einsetzbar. 
  • Feuchtigkeitsregulierung: Auch Holzfaserdämmungen nehmen Feuchtigkeit gut auf und geben sie wieder ab, ohne die dämmenden Eigenschaften zu verlieren.  

Verarbeitung der Holzfaserdämmung 

  • Nach der Zerkleinerung, Zerfaserung und Bindemittelzugabe folgt die Formgebung per Nass- oder Trockenverfahren.  

Nachteile: 

  • Kosten: Im Vergleich zu anderen ökologischen Dämmstoffen ist die Holzfaserdämmung kostenintensiver. 

Technische Daten: 

  • Wärmeleitfähigkeit (WLS): 0,043 – 0,52 W/mK 
  • Kosten: 40-50 € pro Quadratmeter

Vorteile von ökologischen Dämmstoffen für Fassaden 

Egal welches Material – ökologische Dämmstoffe vereinen gegenüber den herkömmlichen Dämmstoffen zahlreiche Vorteile. Dabei sprechen vor allem die folgenden Vorteile für die nachhaltige Alternative: 

  • Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein: Natürliche Dämmstoffe regulieren Feuchtigkeit und verbessern das Raumklima. 
  • Schadstofffreiheit: Ein nachhaltiger Dämmstoff ist normalerweise frei von Schadstoffen während seiner Herstellung, Nutzung und Entsorgung. 
  • Besseres Raumklima: Sie regulieren das Raumklima effektiver, da sie Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben können, was zu einem angenehmen Raumklima führt. 

Aber aufgepasst: Einige dieser Dämmstoffe müssen beispielsweise für die Anpassung des Brennwerts mit Zusatzstoffen angereichert werden. Und auch weitere Eigenschaften beeinträchtigen die Dämmstoffe zum Teil. 

Nachteile von ökologischen Dämmstoffen für Fassaden 

Im Kern steht bei ökologischen Dämmstoffen vor allem ein Nachteil auf dem Zettel: die erhöhten Kosten. Denn während die herkömmlichen Materialien in Masse hergestellt werden können, müssen die ökologischen Alternativen in kleineren Mengen produziert werden – das führt natürlich zu größeren Kostenfaktoren. 

Ein Vergleich: Während der Preis pro Quadratmeter bei einer Styroporplatte ab 4€ beginnt, liegen die Kosten bei der Holzfaser-Dämmung bei circa 40€ pro Quadratmeter.  

Ökologische Dämmung für die Innenwand 

Auf Grund der verschiedenen Dämmeigenschaften eignen sich nicht alle ökologischen Dämmstoffe für die Dämmung der Innenwände. Einige Materialien wie Flachs oder Schafwolle sind für diesen Zweck zu anfällig für Feuchtigkeit, wieder andere erfüllen die Brandschutzanforderungen nicht. 

Diese ökologischen Materialien eignen sich jedoch besonders für die Dämmung der Innenwände: 

  • Holzfaserplatten 
  • Hanf 
  • Zellulose 
  • Schilfrohr  
  • Kork 

Mit der Wahl für eine dieser Dämmungen setzen Eigentümer:innen auf eine gute Wärmedämmung, sowie eine optimale Eignung für Feuchträume. Damit sichert ihr euch besten Schutz gegen Schädlinge und Schimmel. 

Ökologische Außendämmung für Fassade 

Wiederum eignen sich für die Außendämmung eurer Fassade andere ökologische Dämmstoffe. Andere Materialien können auf Grund mangelnder Witterungsbeständigkeit, Dämmleistung oder Schädlingsresistenz zu Herausforderungen führen. 

Diese ökologischen Materialien eignen sich besonders für die Außendämmung: 

  • Holzfaserplatten 
  • Hanf 
  • Kork 
  • Zellulose 
  • Stroh 

Tipps zur Auswahl des richtigen Dämmstoffs 

Bei dieser großen Vielfalt an ökologischen Dämmstoffe die richtige Wahl zu treffen, führt schnell zu Überforderung. Dabei könnt ihr euch aber an einigen wichtigen Fragen orientieren: 

  • Achtet auf Witterungsbeständigkeit  
    Seid ihr mit diesem Dämmstoff vor Wind und Wetter geschützt? 
  • Berücksichtigt Dämmleistung und Brandschutz  

Die wichtigsten Eigenschaften der Dämmstoffe dürfen nicht vergessen werden 

  • Checkt die baurechtlichen Vorgaben 
    Prüft ob euer Dämmstoff auch alle Anforderungen erfüllt 
  • Hört auf eure Dienstleister 
    Sie werden uns im Zweifel bereits die passenden Materialien für euer Unterfangen anbieten. 

Fazit: Warum ökologische Dämmstoffe die Zukunft der Fassaden sind 

Auch wenn erhöhte Kosten auf Eigentümer:innen zukommen können – mit ökologischen Dämmstoffen setzt ihr auf die Zukunft. Insbesondere nachhaltige Materialien wie Kork oder Holzfaserplatten verfügen über eine lange Lebensdauer und können so über Jahrzehnte Dämmleistung und Schutzfunktion gewährleisten.  

Lasst euch die Anforderungs- und Installationskosten vor Start kalkulieren und vergleicht die Optionen für herkömmliche und ökologische Dämmstoffe. 

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